In der Jahreshauptversammlung am 16. März 1980 richtete SB Herbert Franz an den Vorstand die Frage, warum in der Vergangenheit Frauen nicht Mitglied des Vereins werden konnten. Der Vorstand hatte sich bereits in seinen Sitzungen mit dieser Frage beschäftigt. Er kam nach längeren und eingehenden Diskussionen zum Fazit, daß die Aufnahme von Frauen nach der gültigen Satzung nicht möglich ist.
Nach längerer Beratung über das Für und Wider einigten sich die Teilnehmer der o.a. Versammlung dahingehend, dass der Vorstand in seiner nächsten Sitzung eine Kommission ins Leben rufen möge, die sich intensiv mit dem Problem befassen und dann der nächsten Mitgliederversammlung einen brauchbaren Vorschlag unterbreiten möge. Die Leitung dieser Kommission übernahm Schützenbruder Rainer Weiß. Auftragsgemäß referierte Schützenbruder Rainer Weiß in der Jahreshauptversammlung am 29. März 1981 über die Vorteile und Nachteile, die mit der Aufnahme von Frauen in den Verein auftreten können. Die Kommission kam zu dem Resultat, dass die Aufnahme von Frauen zu einer Leistungssteigerung der Sportschützen führen kann, andererseits spricht die Tradition dagegen. Bedenklich wäre es aber, Frauen nur als Sportschützinnen aufzunehmen. Es wird vorgeschlagen, ab sofort Frauen als Vollmitglied in den Verein einzugliedern mit allen Rechten und Pflichten, aber mit der Auflage, dass sie beim Königsschießen nicht am Endkampf teilnehmen können. Darüber hinaus sollen die Frauen keine eigene Kompanie bilden, sondern in die einzelnen Kompanien integriert werden.
Die anschließende Abstimmung brachte nach reger Diskussion folgendes Ergebnis: 49 stimmten für die Aufnahme der Frauen, 33 waren dagegen und 3 enthielten sich der Stimme. Damit war den Frauen der Weg geebnet. Die schießsportliche Betreuung übernimmt der Vereinssportleiter.
Während 1982 bei 294 Mitgliedern 20 weiblichen Geschlechts (7 %) waren, erhöhte sich bis 1997 der weibliche Anteil auf 21 % (Vereinsstärke 358, weiblich 76).
In den einzelnen Kompanien bildeten sich fortan sogenannte Frauengruppen, die neben den Kompanieveranstaltungen eigene Zusammenkünfte organisierten, z.B. Kaffeetrinken, Theaterbesuche, Wanderungen, Ausflüge und Ubungs- und Pokalschießen. Es darf keineswegs verhohlen werden, daß unsere Frauen im Schießsport hervorragende Erfolge erzielt haben. Es ist müßig Namen zu nennen, weil die Gefahr zu groß ist, den einen oder anderen zu vergessen
Die Schießleistungen der Frauen wurden nach und nach immer besser. Während ein Teil der weiblichen Mitglieder mit dem Sportschießen innerhalb der Kompanie und des Vereins zufrieden waren, strebten andere nach höheren Ehren. Sie wollten bei Wettkämpfen auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene und nach Möglichkeit auch bei den Deutschen Meisterschaften mitmischen. Das setzte voraus, daß sie als Sportschützinnen dem Westfälischen Schützenbund gemeldet werden und damit in den Besitz eines Sportpasses gelangen.
Um dies zu erreichen, gründeten 14 Schützinnen am 7. April 1992 auf dem Schießstand der 1. Kompanie die Damenschießgruppe. Es waren dies die Schützenschwestern:
Hilde Schwager, Ulla Flasche, Hannelore Rosenthal, Waltraud Morcinczyk, Hanni Petter, Helga Venturi, Ulla Franz, Ursel Löchner, Anita Venturi, Mia Grunwald, Michaela Jäger, Angelika Jäger, Helmgard Schwarz, Gudrun Gauda, Marlies Poppke
Im Beisein des Regimentskommandeurs Bernhard Venturi und des Vereinspräsidenten Herbert Vodisek beschlossen die Damen eine Kleiderordnung. Schützenjacke mit Emblem am Ärmel „Schützenverein Lünen Süd“, Schützenweste, schwarzer Rock, weißes Hemd, schwarze Strumpfhose, schwarze Schuhe, grüner Binder
Bei Ausmärschen reihen sich die Damen innerhalb ihrer angestammten Kompanie ein.
Bei den schießsportlichen Wettbewerben errangen die Damen auf allen Ebenen beachtliche Erfolge. Namen wie Gudrun Gauda, Hannelore Rosenthal, Ursula Löchner, Helga Venturi, Jutta Möllmann sollen hier stellvertretend für alle erwähnt und der Nachwelt erhalten bleiben.
Neben den regelmäßigen Zusammenkünften und Schießabenden beteiligen sich die Damen intensiv bei der Gestaltung unserer Schützenfeste und sind fest in die Arbeit der Kompanien eingebunden.
In der Galerie der Schützenköniginnen und Schützenkaiserinnen sind die Namen von Helga Venturi, Gudrun Gauda, Hannelore Rosenthal, Elke Sögemeier, Elfi Holtsträter und Anita Venturi in großen Lettern verewigt.
Im Nachhinein kann mit Stolz festgestellt werden, dass der Vereinsbeschluss von 1981, den Damen die Aufnahme in den Verein zu ermöglichen, ein guter Beschluss war. Das gilt sowohl für die Damen der Schießgruppe als auch für die Damen, die sich nicht der Damenschießgruppe angeschlossen haben und in den Kompanien auf allen Gebieten hervorragende Arbeit zum Wohle des Vereins leisten.